Mit freundlicher Genehmigung der Initiative „München summt!“
Artenzahl und Lebensweise
Artenzahl: in Deutschland gibt es ca. 550 Arten an Wildbienen, weltweit über 20.000 Arten.
Die artenreichsten Wildbienen-Gattungen in Deutschland sind die Sandbienen (113 Arten), Schmalbienen (70 Arten), Wespenbienen (65 Arten), Mauerbienen (45 Arten), Maskenbienen (38 Arten) und
Hummeln (37 Arten).
Bei allen Bienenarten betreiben die weiblichen Tiere Brutfürsorge, d.h. sie sorgen für einen sicheren Ort und Nahrung für ihre Nachkommen. Die meisten Arten leben solitär, d.h. ein Weibchen
kümmert sich alleine um seine Nachkommen, wenige kommunal (gemeinsames Nest mehrerer Weibchen, aber unabhängige Brutfürsorge), einige sozial (einige Schmalbienenarten, Hummeln) und ein Viertel
der Arten in Deutschland (135) parasitisch (z.B. Wespenbienen und einige Hummelarten, die sogenannten „Kuckuckshummeln“).
Lebensräume
Wildbienen kommen nur an Stellen vor, an denen sie ihre Nahrungspflanzen, einen geeigneten Nistplatz und ggf. auch noch geeignetes Baumaterial nahe beieinander vorfinden.
Lebensräume in der Natur sind hauptsächlich trockene und sonnige Offenland-Biotope wie z.B. sonnige Waldränder, Wiesen, Sand- und Lehmgruben, blütenreiche Feldränder, Hochstaudenfluren,
Steinbrüche und Trockenmauern.
Nistplätze sind Erdlöcher (3/4 der Arten, z.B. alle Sandbienen), ehem. Fraßgänge von Käfern im toten Holz, markhaltige (z.B. Brombeer-) oder hohle Stängel, morsches Holz, Schneckenhäuser,
Steinspalten.
Als Nistmaterial werden z.B. Blütenblätter (Mohnbiene), Pflanzenwolle (Wollbienen), Laubblätter (Blattschneiderbienen), Harz (Harzbienen), feuchter Lehm (Mauerbienen) verwendet. Nur die Hummeln
können wie die Honigbienen selbst Wachs produzieren und bauen daraus Brut- und Vorratszellen.
Nahrungspflanzen
70 Prozent der Arten nutzen ähnlich wie die Honigbiene Blüten aus vielen Pflanzenfamilien (z.B. die Hummeln und einige Mauerbienen), 30 Prozent der Arten aber benötigen Blüten von nur einer
Pflanzenart oder einiger nahe verwandter Pflanzenarten (z.B. sammelt die Natternkopf-Mauerbiene nur Pollen vom Natternkopf). Daher ist es für das Überleben vieler Wildbienenarten wichtig, dass
die (Wild)- Pflanzen vorhanden sind, auf die sie sich spezialisiert haben. Blühmischungen mit hauptsächlich exotischen Arten sind daher für die Erhaltung der Artenvielfalt der Wildbienen
ungeeignet.
Wildbienenschutz und Nisthilfen
53 Prozent der Wildbienenarten in Deutschland ist laut Roter Liste gefährdet. Hauptgründe für die Gefährdung sind die Intensivierung der Landwirtschaft (Verschwinden von blumenreichen Feldrändern
und Wiesen) und der immer größere Flächenbedarf für Straßen, Siedlungen und Industrie.
Der wichtigste Wildbienenschutz ist die Erhaltung der Lebensräume. Damit Wildbienen in Parks und Gärten Ersatzlebensräume finden können, wäre hier ein weniger pedantischer Ordnungsbegriff
notwendig (Stehenlassen von „Unkräutern“, seltenere Mahd und eine Vermeidung von Mulchmahd auf Wiesen). Rasen in Gärten sollte nicht gedüngt und seltener gemäht werden, dann kann mit der Zeit ein
Blütenrasen mit Ehrenpreis, Gundermann, Gänseblümchen, Veilchen und anderen für Wildbienen wertvollen Arten entstehen. Ein Sandhaufen, der jahrelang ungestört an der gleichen Stelle bleibt, kann
sich mit der Zeit zu einem wertvollen Nistplatz entwickeln, ebenso Totholzstämme, Natursteinmauern und hohle Pflanzenstängel.
Durch Nisthilfen kann man keine Art vor dem Aussterben bewahren, man kann aber die Anzahl der Individuen von Arten, die im Gebiet ohnehin schon vorkommen, erhöhen und diese besser beobachten.
Geeignet als Nisthilfen sind:
Nicht geeignet sind:
Kiefernzapfen, Heu, Lochziegel mit großen rechteckigen Löchern, Bohrlöcher in Holz oder Halme mit über 9 mm Durchmesser, Holzschnipsel, leere große Hohlräume.
Aufstellung oder Aufhängung der Nisthilfen
Wichtig ist ein trockener, windgeschützter, zumindest teilweise sonniger Platz. Falls auf den Boden darunter Regen fallen kann, müssen die Nisthilfen so hoch gehängt werden, dass sie kein
hochspritzender Regen erreichen kann.
Der Schutz vor Feuchtigkeit ist deswegen so wichtig, weil die mit Blütenstaub angefüllten Brutgänge der Wildbienen leicht zu schimmeln beginnen. Wenn das passiert, verschimmelt der Nachwuchs
ebenfalls.
Zeitpunkt der Anbringung des Insektenhotels
Da die Mauerbienenarten bereits Mitte März aktiv werden, empfiehlt es sich, die Nisthilfe bereits zum Frühlinganfang aufzuhängen. Andere Wildbienenarten werden in den Röhren erst im Laufe des
Jahres ihre Eier ablegen.
Lebenszyklus
Das Lebensjahr einer Wildbiene läuft wie folgt ab: Ein begattetes Weibchen sucht sich eine freie Röhre und legt dort innerhalb weniger Tage ihre Eier ab. Zu jedem Ei wird etwas Futter (Pollen)
beigelegt. Bevor das nächste Ei hineingelegt wird, baut das Weibchen aus geeignetem Material eine Zwischenwand ein. Wenn die Röhre vollständig mit Eiern belegt ist (etwa 7 - 10 Stück), wird als
Abschluss die Röhre mit Mörtel verschlossen. Nach etwa 6 Wochen stirbt die Wildbiene. Ihre Brut schlüpft dann genau nach einem Jahr.
Diese Art von Nisthilfen wird von etwa einem Drittel der Wildbienenarten angenommen. Der Rest brütet entweder in der Erde oder baut sich sein eigenes Nest.
Bienenpflanzen für Honig- und Wildbienen
Vorbemerkung
Blühende Bäume und Sträucher sind zwar wichtig für die Ernährung der Bienen, reichen aber bei weitem nicht aus, um die Wildbienenvielfalt zu erhalten. Deutlich mehr Wildbienenarten sind auf
Wildblumen angewiesen von Standorten wie z.B. Wiesen, Wegrändern oder Brachflächen. Damit die Artenvielfalt der Wildbienen erhalten bleibt, muss auch die Vielfalt der Wildpflanzen erhalten oder
wiederhergestellt werden. Allgemein gilt: praktisch alle einheimischen Blütenpflanzen haben einen Nutzen für Wildbienen oder andere einheimische Blütenbesucher (wie z.B. Schmetterlinge oder die
nützlichen Schwebfliegen). Pflanzen aus anderen Kontinenten können diese Wildpflanzen nur zum Teil ersetzen, zum Teil werden ihre Blüten von unserer heimischen Insektenwelt aber überhaupt
nicht als Blüten erkannt. Das ist umso wahrscheinlicher, je weiter entfernt ihr Herkunftsland von Mitteleuropa entfernt ist. Gefüllte Blüten sind wertlos für Bienen, teilgefüllte Blüten (d.h.
Blüten mit mehreren Blütenblattringen, aber Staubblättern im Zentrum) dagegen bieten Bienen Nahrung.
Bäume
Salweide und alle anderen Weidenarten, alle Obstbäume (incl. ungefüllte Ziersorten wie Blutpflaume oder Zierapfel), Eberesche, Elsbeere, Mehlbeere, Ross- und Esskastanie, Robinie, Linde.
Spätblühende Bäume
Hauptsächlich sollten einheimische Arten gepflanzt werden. Vielerorts besteht aber extreme Futternot bei den Bienen nach der Lindenblüte. Daher kann die Pflanzung spätblühender Bäume sinnvoll
sein wie z.B. folgender Arten (Robine und Rosskastanie sind im Übrigen auch nicht einheimisch, aber trotzdem sehr wertvoll für Bienen):
Kletterpflanzen
Kletterrosen, Efeu, Weinrebe und Wilder Wein, botanische Waldrebenarten, Schlingknöterich, Blauregen.
Sträucher
alle Beerensträucher wie Stachel-, Johannis-, Brom-, Himbeeren. Kornelkirschen, Schlehen, Faulbaum, Kreuzdorn, Weißdorn, Haselnuss, Ginster, Blasenstrauch, Cotoneaster, Feuerdorn, Goldregen,
Rosen (falls nicht zu stark gefüllt), Berberitze, Hortensien (Ausnahme sh. unten), Bartblume, Strauchmalve, Hibiskus syriacus, Elsholtzia (Chin. Gewürzstrauch).
Leider keinen Nutzen für Bienen, trotz vieler Blüten haben
Forsythien, Hortensien der Art H. macrophylla mit kugeligen Blütenköpfen ("Garten- oder Bauernhortensie" - ihnen sind die echten Blüten weggezüchtet worden, die Naturform hat tellerförmige
Blütenköpfe mit kleinen echten Blüten in der Mitte).
Ein- und zweijährige Stauden
Mohn, Natternkopf, Wegwarte, versch. Malvenarten (z.B. Mauretanische Malve, Stockrosen), alle Distelarten und Wilde Karde, Sonnenblume, Phacelia, Borretsch und Buchweizen.
Diese Arten liefern wertvolles Winterfutter für die Vogelwelt, wenn sie erst im Frühjahr geschnitten werden!
Mehrjährige winterharte Stauden und Zwiebelpflanzen für schattige Plätze
Blaustern (Scilla bifolia), Leberblümchen, Lungenkraut, Schlüsselblume, Winterling, Anemone, Schneeglöckchen, Märzenbecher, Lerchensporn, Christrose und Nieswurzarten, Geißbart, Veilchen,
Frühlings-Platterbse.
Mehrjährige winterharte Stauden für sonnige Plätze [* auch bei Schmetterlingen beliebt]
Schneeheide (Erica)*, Krokus, Traubenhyazinthe, Beinwell, Skabiose*, Flockenblume*, Sonnenröschen, Glockenblume (alle Arten), Lauch* (alle Arten), Alant*, Ziest*, Bunte Kronwicke*, breitblättrige
Platterbse, Graslilie, Paradieslilie, Disteln* (z.B. Alpendistel, Silberdistel, Mannstreu), Fingerhut, Rittersporn, Eisenhut, Leinkraut, Gewürzkräuter (z.B. Thymian, Bohnenkraut, Salbei,
Lavendel, Rosmarin, Pfefferminze), Heidekraut (Calluna)*, Gilb- und Blutweiderich*, Sonnenbraut*, Sonnenhut*, Wasserdost*, Sedum (Fetthenne), Herbstaster* und Goldaster*
Einjährige Dauerblüher für Balkon und Terrasse
Lobelie, Duftresede, Löwenmäulchen, Einjähriger Natternkopf (Echium plantagineum), Schmalblättriger Doppelsame (wilder Rucola), Bidens ferulifolia (Zweizahn), Brachyscome multifida (Australisches
Gänseblümchen), Strohblume, Coreopsis grandiflora (Mädchenauge), Kosmee, Dahlie, dauerblühende Fingerhut-Hybriden, Kokardenblume, Rudbeckia hirta (Sonnenhut), Salvia farinacea (Mehlsalbei),
Scaevola saligna (Australische Fächerblume), Sutera (Schneeflockenblume), Verbena bonariensis (Patagonisches Eisenkraut), Veronica spicata (Veronica), Zinnie.
Leider keinen Nutzen für Bienen trotz vieler Blüten haben: Geranien und Petunien.
Mehrjährige Dauerblüher für Balkon und Terrasse
Strauchbasilikum (z.B. Sorte „African Blue“)*, Vanilleblume* (blau bis weiß), Gaura (weiß - rosa), Storchschnabel „Rozanne“ (blau), Lavendel (langblühende Sorten), Knautia macedonica (rot).
* Basilikum und Vanilleblume sind nicht frosthart und müssen deswegen drinnen überwintert werden!
Bezugsquellen für artenreiches Blumenwiesen-Saatgut
www.heudrusch.de (regionale Saatgutübertragung für größere Flächen)
Weiterführende Informationen
www.muenchen.deutschland-summt.de
Kontakt: Aldo Zucchon, Vogelschutz |